Medizinische Haftung und Schadensersatz: Kommentar zu Cass. civ. n. 3893/2016

Das Urteil des Kassationsgerichts Nr. 3893 aus dem Jahr 2016 bietet einen bedeutenden Einblick in die Frage der medizinischen Haftung, insbesondere im Hinblick auf die Schäden, die einem Neugeborenen aufgrund von Fahrlässigkeit während der Geburt zugefügt wurden. Die Entscheidung, an der die Eltern eines minderjährigen Kindes mit dauerhafter Invalidität beteiligt waren, hebt die Bedeutung einer korrekten Bewertung des Kausalzusammenhangs und der Kriterien für die Schadensfestsetzung hervor.

Der zu prüfende Fall

Im konkreten Fall haben die Eltern des minderjährigen C.E., der mit einer dauerhaften Invalidität von 100 % aufgrund von Hypoxie während der Wehen geboren wurde, das Urteil des Berufungsgerichts Genua angefochten, das den Betrag des in erster Instanz festgestellten Vermögensschadens reduziert hatte. Das Berufungsgericht begründete seine Entscheidung damit, dass die Haftung für den Schaden aufgeteilt werden müsse, und erkannte eine Mitursache in der bereits bestehenden Down-Syndrom des Minderjährigen, die vor dem fahrlässigen Verhalten des medizinischen Personals lag.

Die Verantwortung muss im Verhältnis zu dem, was tatsächlich und kausal zugerechnet werden kann, gemäß dem von der Rechtsprechung festgelegten Rechtsgrundsatz zugewiesen werden.

Die von der Kassation festgelegten rechtlichen Grundsätze

Das Kassationsgericht hat die Beschwerde der Eltern angenommen und hervorgehoben, dass die Reduzierung des ersatzfähigen Schadens ungerechtfertigt sei. Es betonte, dass das fahrlässige Verhalten des Arztes, das die Hypoxie verursacht hat, als eigenständige und wesentliche Ursache des Schadens angesehen werden muss, unabhängig vom Down-Syndrom. Darüber hinaus hat das Gericht den Grundsatz aufgegriffen, wonach im Falle der medizinischen Haftung der Schadensersatz den gesamten durch die Fahrlässigkeit verursachten Schaden abdecken muss, ohne das Opfer wegen bereits bestehender Bedingungen zu benachteiligen.

Die praktischen Implikationen des Urteils

Dieses Urteil stellt eine wichtige Bekräftigung der Rechte der Geschädigten dar und klärt einige grundlegende Punkte bezüglich:

  • Der Bestimmung des Kausalzusammenhangs: Es ist entscheidend festzustellen, ob das schuldhafte Verhalten des Gesundheitsdienstleisters für das schädliche Ereignis maßgeblich war.
  • Der Festsetzung des Schadens: Die Berechnung des Schadens muss fair sein und das Opfer nicht wegen seiner bereits bestehenden Bedingungen benachteiligen.
  • Der Proportionalität der Verantwortung: Jeder muss im Verhältnis zu dem, was er tatsächlich durch sein Verhalten verursacht hat, verantwortlich sein.

Schlussfolgerungen

Das Urteil Nr. 3893 aus dem Jahr 2016 des Kassationsgerichts stellt einen Fortschritt zum Schutz der Rechte der Patienten und zur Verantwortlichkeit der Gesundheitsberufe dar. Es stellt klar, dass im Falle eines Schadens die Bewertung sorgfältig erfolgen muss und bereits bestehende Bedingungen nicht als Grund für eine Reduzierung des Schadensersatzes betrachtet werden dürfen. Dieser Ansatz ist entscheidend, um Gerechtigkeit und Fairness zu gewährleisten und die Verwundbarsten, wie minderjährige Menschen mit Behinderungen, zu schützen.

Rechtsanwaltskanzlei Bianucci