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Internationale Entziehung von Minderjährigen: Kommentar zum Urteil des Kassationsgerichts, Abt. I, Nr. 9638/2015

Das Urteil des Kassationsgerichts Nr. 9638 aus dem Jahr 2015 behandelt eines der sensibelsten Themen im Familienrecht: die internationale Entziehung von Minderjährigen. In diesem Fall musste das Gericht über einen Antrag auf Rückführung eines Minderjährigen nach Peru entscheiden und hob die Komplexität der familiären Dynamiken sowie die Bedeutung des Schutzes des Wohls des Minderjährigen hervor.

Der Kontext des Urteils

Der Fall betraf D.T.E.M., einen Minderjährigen, der in einen Streit zwischen den Eltern, C.D.S.R. und D.T.F., verwickelt war. Das Berufungsgericht Triest hatte die Rückführung des Kindes nach Peru abgelehnt und argumentiert, dass eine Rückkehr physische und psychische Risiken mit sich bringen würde. Insbesondere betonte der Richter, dass der Minderjährige nach einem anfänglichen Aufenthalt in Italien bedeutende Bindungen und ein soziales Unterstützungsnetz aufgebaut hatte, das für seine psychologische und emotionale Entwicklung entscheidend ist.

Der Schutz des Wohls des Minderjährigen ist entscheidend in jeder gerichtlichen Entscheidung, die sein Leben und sein Wohlbefinden betrifft.

Die Begründung des Kassationsgerichts

Das Kassationsgericht gab dem Antrag statt und betonte, dass die Bewertung des unteren Gerichts die hindernisrelevanten Umstände gemäß der Haager Konvention von 1980 nicht berücksichtigt hatte. Insbesondere besagt Artikel 13, lit. b), dass die Rückführung verweigert werden kann, wenn ein begründetes Risiko für den Minderjährigen besteht. Das Gericht bekräftigte daher, dass der Richter nicht nur das aktuelle Wohl des Minderjährigen, sondern auch die Auswirkungen seiner möglichen Rückführung in das Herkunftsland berücksichtigen muss.

Rechtliche und praktische Implikationen

Dieses Urteil beleuchtet mehrere entscheidende Fragen:

  • Die Priorität des Wohls des Minderjährigen: Jede Entscheidung muss unter Berücksichtigung seines psychophysischen Wohlbefindens getroffen werden.
  • Die Rolle der Haager Konvention: Sie bietet einen klaren rechtlichen Rahmen für den Umgang mit internationalen Entziehungen von Minderjährigen.
  • Die Notwendigkeit einer umfassenden Bewertung: Die Richter müssen alle Aspekte des Lebens des Minderjährigen berücksichtigen, einschließlich emotionaler Bindungen und sozialer Unterstützung.

Schlussfolgerungen

Zusammenfassend stellt das Urteil des Kassationsgerichts Nr. 9638 aus dem Jahr 2015 einen wichtigen Fortschritt im Schutz der Rechte von Minderjährigen dar, die in Situationen internationaler Entziehung verwickelt sind. Es bekräftigt die zentrale Bedeutung des Wohls des Minderjährigen im Familienrecht und lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass gerichtliche Entscheidungen stets die tatsächlichen Lebensbedingungen und das Wohl des Kindes berücksichtigen sollten, anstatt sich auf formale Bewertungen zu beschränken.